Haltung und Pflege von Hamstern

Die Tierarztpraxis Gerlitzki informiert:

 

Über die Haltung von Goldhamstern
 

 

Allgemeines:

 

Viele Menschen fühlen sich der Natur verbunden und möchten gerne ein Haustier halten. Oft sind es gerade Kinder, die sich ein Tier wünschen und große Freude an dem neuen „Hausgenossen" haben. Die Verantwortung für das Wohlergehen des Tieres liegt jedoch immer bei den Erwachsenen, die sich daher nicht erst im Nachhinein, sondern vor dem Kauf eines Haustieres ausführlich über dessen Bedürfnisse und über die mit der Tierhaltung verbundenen Pflichten informieren sollten.
Goldhamster werden als ideale Tiere für Stadtwohnungen angesehen. Sie benötigen relativ wenig Platz, sind sauber, ruhig und stören die Nachbarn nicht. Außerdem gelten sie als „Kleintiere" und dürfen daher grundsätzlich auch ohne Erlaubnis des Vermieters gehalten werden.
Aber auch ein kleiner Goldhamster ist ein Lebewesen, das eigene Bedürfnisse hat und tägliche Pflege benötigt. Dies gilt sein ganzes Leben lang.
Goldhamster werden erst abends aktiv. Die meiste Zeit des Tages möchten sie schlafen und reagieren auf unliebsame Unterbrechungen unter Umständen mit energischem Beißen. Für Kinder, die sich tagsüber mit dem Tier beschäftigen wollen, ist ein Goldhamster daher nicht das geeignete Haustier. Es kommt hinzu, dass die Lebenserwartung des Goldhamsters in Gefangenschaft mit 2 - 3 Jahren sehr kurz ist. Der frühe Tod des liebgewonnenen Spielgefährten kann für Kinder eine starke Belastung sein.
Wer sich trotzdem für einen Goldhamster als neues Familienmitglied entschieden hat, soll nachfolgend einiges über das Leben und die Bedürfnisse dieses Tieres erfahren.
Herkunft und Verhaltensweisen:
Ursprünglich stammt der Goldhamster aus Syrien. Sein Lebensraum ist die Steppe. Er baut sein Nest in einem Röhrensystem, das bis zu 2,5 m unter der Erdoberfläche liegen kann. In der Regel schläft der Hamster tagsüber. Erst in der Däm-merungsstunde wird er aktiv. Dann beginnt die Zeit der Futtersuche, in der das Tierchen ein enormes Laufpensum absolviert. Sinkt die Außentemperatur unter 15 °C, so lässt die Aktivität des frei lebenden Hamsters erheblich nach. Mit Einbruch des Winters verstopft er seinen Bau und verfällt in einen Winterschlaf, aus dem er erst im Frühjahr wieder erwacht.
Erst in den dreißiger Jahren gelang es, ein wildes Hamsterpärchen einzufangen. Angeblich gehen alle weiteren, als Heimtiere gehaltenen Hamster auf diese Zucht
zurück.
In Deutschland wurde der Goldhamster erst in den fünfziger und sechziger Jahren zu einem beliebten Haustier. Aufgrund dieser kurzen Domestikationszeit (Anpas-sungszeit) sind dem „Heimtier-Goldhamster" noch eine Reihe von Verhaltensweisen zu eigen, die sich auch bei der Wildform finden. So ist er nach wie vor ein nachtaktives Tier. Er darf in seinem Tagschlaf auf keinen Fall gestört werden.
Bereits nach 13/4 Lebensjahren beginnt der Goldhamster seine Aktivitäten deutlich einzuschränken. Sein drolliges Verhalten und seine Zutraulichkeit lassen stark nach.
 

 

Haltung:

 

Da der Hamster in freier Wildbahn ein Einzelgänger ist und nur in der Paarungszeit den Kontakt zum Partner aufnimmt, lässt er sich gut einzeln halten. Die handelsübli-chen Käfige sind aber in der Regel viel zu klein. Der Käfig sollte mindestens 60 cm lang, 30 cm breit und 30 cm hoch sein, zumal der Hamster den Großteil seines Lebens darin verbringen muss.
Holzkästen sind ungeeignet, da der Hamster von seinen kräftigen Nagezähnen gerne Gebrauch macht. Insbesondere aus hygienischen Gründen haben sich jene Käfige bewährt, deren Boden aus kräftigem Plastik bestehen, die gut zu reinigen sind. Der Boden des Käfigs sollte mit einem staubfreien Gemisch aus Sägespänen (Torfmull) und Erde ausgelegt werden, das gut saugfähig ist. Es muss spätestens alle 3-4 Tage ausgewechselt werden. Der plastikummantelte Drahtgitteraufsatz muss Querstangen aufweisen, an denen der Hamster beim Klettern guten Halt findet.
Im Käfig muss unbedingt ein Schlafhaus vorhanden sein, in das sich der Goldhamster tagsüber zurückziehen kann. Bietet man dem Hamster Heu, Stroh, Wollfäden oder Papierschnipsel an, so polstert er sein Schlafhaus bequem aus. In einem Winkel des Käfigs sollte man eine Spielecke einrichten. Zum angeborenen Verhalten des Hamsters gehört auch das Bedürfnis, seine Umgebung zu überblicken. Einen durch einen quergelegten, dicken Ast im Käfig angebotenen „Beobachtungsplatz" nimmt er gerne an.
Der wichtigste Gegenstand im Hamsterkäfig ist das Laufrad. Es dient nicht nur als Spielzeug, sondern ist zur Kompensation des Laufbedürfnisses ganz wichtig. Nur so kann der Hamster im Käfig die Strecken zurücklegen, die er bei der Futtersuche in der freien Natur benötigt. Aufgrund der hohen Beanspruchung dieses Laufrades muss sichergestellt sein, dass es stabil konstruiert ist und der Hamster sich keine Verletzungen zufügen kann. Laufräder aus Plastik sind eher ungeeignet, da sie schnell zernagt werden.
Gerade auch wegen des enormen Laufbedürfnisses wäre es auf keinen Fall tierge-recht, wenn ein Goldhamster sein ganzes Leben im Käfig verbringen müsste. Doch Vorsicht: Wenn man das Tierchen hinauslässt, darf dies nur unter Aufsicht und im geschlossenen Zimmer geschehen, damit es nicht entwischt.
Besondere Ansprüche stellt der Goldhamster an das Klima. Er ist empfindlich gegen Zugluft und Feuchtigkeit. Der Käfig darf aber auch keinesfalls in der grellen Sonne stehen.
 

 

Ernährung:

 

Goldhamster sind, im Gegensatz zu Kaninchen und Meerschweinchen, keine reinen Vegetarier, sie sind auch auf die Zufuhr von tierischem Eiweiß angewiesen. Ein ständiger Mangel kann beim Goldhamster zu schwerwiegenden gesundheitlichen Störungen führen.
Eine ausgewogene Fütterung ist am einfachsten durch die im Zoohandel angebotenen
„Fertigfuttermischungen" für Hamster möglich. Hierin sind alle Nähr- und Ballaststoffe, Mineralien und Vitamine im richtigen Verhältnis enthalten. Wer die Futterrationen lieber selber zusammenstellen möchte, sollte auf eine Körnermischung für Waldvögel und Papageien zurückgreifen. Um auch den Bedarf an tierischem Eiweiß zu decken, sollte zusätzlich etwas hartgekochtes Ei, gekochter Schinken, Quark oder Hüttenkäse angeboten werden. Über zusätzliches Saftfutter, wie Obst, Mohren, Salat, Löwenzahn, Rotklee usw., freut sich der Hamster besonders. Dieses sollte, wie alles, was der Hamster benagen kann, auf jeden Fall frei von Pflanzenschutzmitteln sein, die dem Tier sehr gefährlich werden und unter Umständen zu tödlichen Vergiftungen führen können. Am günstigsten ist ungespritztes Gemüse aus dem eigenen Garten.
Das Futter darf auf keinen Fall auf die Einstreu gelegt werden, da es dort durch Kot verunreinigt werden könnte, sondern ist in einem Tonschälchen zu reichen.
Der Goldhamster gehört zu den Tieren, die Futter in ihre Backentaschen stopfen und es so zu einem Vorratsraum schleppen. Das Schlafgehäuse muss daher täglich auf verdorbenes oder schimmeliges Futter untersucht werden. Die Aufnahme würde zu schweren Verdauungsstörungen führen.
Obwohl der Hamster einen Großteil seines Flüssigkeitsbedarfs über das Grünfutter deckt, sollte immer ein Tränkeautomat mit Trinknippel und frischem Wasser zur Verfügung stehen.
Die Schneidezähne der Nagetiere wachsen zeitlebens nach und müssen durch ständiges Benagen von harten Gegenständen kurz gehalten werden. Geeignet sind neben altem, hartem, schimmelfreiem Brot auch Äste, bei denen wiederum sichergestellt sein muss, dass sie keine Pestizidrückstände aufweisen.
 

 

Erkrankungen:

 

Erkrankungen des Hamsters äußern sich in einer deutlich verringerten Aktivität. Er sitzt dann zumeist dösend und aufgebuckelt in einer Ecke. Das Haarkleid wird struppig und stumpf, seine Augen verlieren an Glanz. Eine verschmierte Aftergegend deutet auf Durchfall hin. Für jeden Tierfreund sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, bei ersten Anzeichen einer Erkrankung den Tierarzt aufzusuchen.
 

 

Umgang:

 

Der Goldhamster ist von Natur aus scheu und ängstlich. Nur durch behutsames Vorgehen ist er an die Menschenhand zu gewöhnen. Man nimmt ihn am besten vom Boden auf, indem man ihn mit beiden Händen umschließt. Auf keinen Fall darf er in der Hand gedrückt werden, da es hierdurch schnell zu Verletzungen kommen kann. Nach dem Aufnehmen sollte der Hamster auf eine Handfläche gesetzt und mit der anderen Hand abgesichert werden. Ruckartige Bewegungen müssen unbedingt vermieden werden, da er daraufhin erschrocken von der Hand springen könnte. Bereits Stürze aus geringer Höhe können für einen Hamster tödlich sein. Auf ungeschickte Handhabung reagiert er mit energischen Bissen. Eltern sollten ihre Kinder daher erst dann alleine mit dem Tier spielen lassen, wenn sichergestellt ist, dass sie sorgsam und rücksichtsvoll mit dem kleinen Geschöpf umgehen.
 

 

Zucht:

 

Hamsterweibchen sind sehr fruchtbare Tiere. Sie können viermal im Jahr bis zu 12 Junge werfen. Diese sind bereits wieder mit 6-8 Wochen geschlechtsreif. Auch wenn die kleinen Tiere noch so possierlich sind, kann vor einer Zucht mit Goldhamstern nur gewarnt werden. Es ist in den meisten Fällen nicht sicherzustellen, in welche Hände die abgegebenen Tiere geraten.


Zusammenfassung:

 

Erst seit kurzer Zeit hat der Goldhamster Einzug in Deutschlands Wohn- und Kin-derzimmer gehalten. Ihm sind noch viele Verhaltensweisen eigen, die auch bei den Wildformen zu finden sind:
• Er ist ein ausgesprochen nachtaktives Tier.
• Er schläft fast den ganzen Tag über.
• Er besitzt ein enormes Laufbedürfnis.
• Er wird nur 2 - 3 Jahre alt.
Das heißt:
• Ein Goldhamster ist nicht das richtige Haustier für Kinder, die gerne tagsüber mit dem Tier spielen wollen.
• Eine artgerechte Haltung ist nur bedingt möglich. In der Regel hat der Hamster nicht die Möglichkeit, Höhlengänge anzulegen und sein Laufbedürfnis kann im Käfig nur in unnatürlicher Weise durch ein Laufrad befriedigt werden.
Intensive, tägliche Betreuung in den Abendstunden kann diesen für das Tier sehr wesentlichen Mangel zwar etwas ausgleichen. Doch jeder Tierfreund sollte sich überlegen, ob er ein Tier halten möchte, dessen arteigene Bedürfnisse in Gefan-genschaft so wenig befriedigt werden können. Jeder, der einen Goldhamster erwirbt, trägt schließlich dazu bei, dass weitere Tiere gezüchtet und in unnatürlicher Art und Weise gehalten werden.
Durch die Übernahme eines Tieres aus dem Tierheim leisten Sie einen aktiven Beitrag zum Tierschutz.

 

Weitere Literatur:

 

Günter Schmidt: „Hamster, Meerschweinchen, Mäuse und andere Nagetiere", Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1985
Bayerische Landestierärztekammer, München (Hrsg.): „Der Goldhamster", Merkblatt aus der Reihe „Ihr Tierarzt berät in Tierschutzfragen", 1983
Horst Bielefeld: „Der Goldhamster", Ulmer-Verlag, Stuttgart, 1987