Haltung und Pflege von Vögeln

Die Tierarztpraxis Gerlitzki informiert:

 

Grundsätzliches zur Haltung und Pflege von Vögeln

 

Einleitung:

 

Vögel werden vom Menschen in großer Anzahl gehalten und gezüchtet. Leider wird dabei häufig übersehen, dass den meisten Vögeln in der Natur ein großer Lebens- raum zur Verfügung steht; sie also nicht in kleine Käfige gehören.

Waldvögel und Exoten, die der freien Natur entnommen wurden, leiden unter der Enge und sind für die Haltung ungeeignet.

Man sollte sich nicht durch den Kauf eines solchen Tieres, auch nicht aus Mitleid, an dieser Tierquälerei beteiligen.

Zu den Vögeln, die seit langem nachgezüchtet werden, gehören der Wellensittich und der Kanarienvogel; zwei äußerst beliebte Stubenvögel, die in unterschiedlichen Farbkombinationen vorkommen.

Die Wildform der Kanarienvögel ist auf den Kanarischen Inseln zu finden, während der Wellensittich ursprünglich aus Australien stammt.

Wer sich einen solchen Vogel ins Haus nimmt, muss sich über die Bedürfnisse des neuen Hausgenossen im Klaren sein und ihn nicht als Spielzeug für kurze Zeit be- trachten.

Zunächst ist es wichtig, das Vertrauen des Tieres zu gewinnen und ihm zu helfen, sich in seine neue Umgebung einzugewöhnen. Die Umgebung des Vogels besteht zunächst aus einem Vogelkäfig, der so groß wie irgend möglich sein sollte.

Da das Fliegen für den Vogel eine Notwendigkeit ist, muss er wenigstens ein paar Flügelschläge machen können, wenn er sich von einer Stange zur anderen bewegt. Dadurch werden die Muskeln gekräftigt, Atmung und Kreislauf verbessert und ge- sund gehalten.

Auch wenn der Käfig noch so geräumig ist, benötigen Kanarienvögel und Wellen- sittiche täglich viel freien Ausflug in der Wohnung. Zur Futteraufnahme kehren die Tiere von selbst in den Käfig zurück. Während des Freiflugs müssen alle Fenster ge- schlossen sein, denn ein entflogener Stubenvogel findet nicht mehr zurück.

Durch die Übernahme eines Tieres aus dem Tierheim leisten Sie einen aktiven Beitrag zum Tierschutz. 

 

Wie groß soll der Käfig sein?

 

Wellensittiche und Kanarienvögel sind gesellige Tiere und langweilen sich leicht, wenn man sich nicht genügend mit ihnen beschäftigt. Um dem von vorneherein vor- zubeugen, ist es besser, zwei Vögel (Pärchen) der gleichen Art zu halten.

Dies macht selbstverständlich die menschliche Zuwendung, Pflege und Fürsorge nicht überflüssig.

Für zwei Kanarienvögel sollten die Käfigmaße mindestens 60x35x45 cm betragen; für zwei Wellensittiche etwas mehr.

Metallkäfige sind immer zu bevorzugen, weil sie leichter zu reinigen sind. Die Käfige sollten keinen unnötigen Zierrat haben, an dem der Vogel leicht seinen Fuß oder Flügel einklemmen kann.

 

Was gehört in den Käfig?

 

Zur Innenausstattung des Käfigs gehören Trinknapf und Futternapf, die regelmäßig gesäubert werden müssen, eine „Badewanne" für das tägliche Bad, mehrere Sitz- stangen verschiedener Dicke, sowie Frucht- und Gemüsehalter.

Spielzeug wie z. B. eine Schaukel, eine Glocke oder andere glitzernde Spielzeuge sind bei Vögeln außerordentlich beliebt. Von Spiegeln ist eher abzuraten, gaukeln sie doch den intelligenten Tieren einen Partner vor, was mitunter zu Verhaltenstörungen führen kann.

Besser als die genau waagerechten, sauber abgedrehten, runden Sitzstangen sind frische Zweige verschiedener Laubbäume, wie Weide, Pappel, Holunder oder von Obstbäumen. Die Zweige müssen vorher gut abgewaschen werden, um zu vermei- den, dass Rückstände von Pflanzenschutzmitteln das Leben unserer Lieblinge ge- fährden. Wer handwerklich geschickt ist, sollte zumindest einen Zweig nur einseitig befestigen um auch die Beinmuskulatur der Vögel zu fördern.

Sitzstangen unterschiedlicher Stärke bzw. Zweige bieten dem Vogelfuß Abwechslung und dienen der natürlichen Abnutzung der Krallen. Die unteren Sitzstangen bzw. Zweige sollten so angeordnet sein, dass sie vom oben sitzenden Vogel nicht be- schmutzt werden können.

Zweimal in der Woche muss der Käfig mindestens gereinigt werden, indem der Bo- den, hier nimmt man am besten unbedrucktes Papier oder Küchenrolle anstatt des leider immer noch häufig anzufindenden Sandes ausgewechselt wird und die Sitz- stangen abgewaschen werden.

Vogelkäfige, deren Boden man, wie eine Schublade, zur Reinigung herausziehen kann, sind sehr praktisch, da die Vögel kaum durch das Reinigen gestört werden.

 

Standort des Käfigs

 

Der Standort, den man für das Vogelheim wählt, muss ruhig, luftig und sonnig sein. Allerdings darf der Käfig weder im Luftzug, noch in der prallen Sonne stehen; dies würde der Gesundheit der Tiere sehr schaden.

Die Vögel benötigen eine schattige Ecke, in die sie sich zurückziehen können. Im Raum sollte eine normale Zimmertemperatur von 18 bis 20°C herrschen.

 

Umgang mit Vögeln

 

Bei guter Pflege und liebevoller Behandlung können Wellensittiche und Kanarienvögel sehr zahm und zutraulich werden.

Die Tiere gewöhnen sich umso schneller an einen, je ruhiger man mit ihnen umgeht. Also schnelle Bewegungen und lautes Anreden vermeiden. Durch gleich bleibenden, freundlichen Zuspruch und ruhige Bewegungen kann die natürliche Zurückhaltung der Vögel überwunden werden.

Leckerbissen, die man zuerst ans Käfiggitter steckt, können später vor der offenen Käfigtür auf einem langstieligen Löffel und schließlich auf der Hand angeboten wer- den. Wenn sich der Vogel nähert und das Futter annimmt, sollte man allerdings nicht versuchen, ihn zu fangen, weil er das gerade gewonnene Vertrauen gleich wieder verlieren würde.

Mit viel Geduld und ständigem Vorsprechen der gleichen Wörter kann man einem Wellensittich sogar das Sprechen beibringen.

Im Allgemeinen sind es die männlichen Wellensittiche, die schneller sprechen lernen. Man erkennt die Männchen am bläulichen Schnabelgrund.

 

Ernährung

 

Was fressen Wellensittiche?

 Wellensittiche sind keine reinen Körnerfresser! Gute Spezialmischfutter für Wellensittiche, die aus verschiedenen Hirsesorten, Hanf und geschältem Hafer bestehen, sind im Handel erhältlich.

Täglich benötigt der Wellensittich Grünfutter, z. B. gut gewaschene Salatblätter, Endivien, geriebene Möhren, rohe Salatgurkenscheiben, jegliche Art von Obst usw.

Ein Stück Tintenfisch-Schulp, der Kalk enthält, darf nicht fehlen, muss aber zunächst tagelang gewässert werden, um überschüssiges Salz auszuspülen.

Der Futternapf des Wellensittichs sollte nicht am Boden, sondern an der Käfigwand gut erreichbar fürs Tier angebracht sein.

Abzuraten ist von Futterspendern, die für mehrere Tage reichen, da das fettreiche Körnerfutter zur Verpilzung neigt.

Weiterhin muss man den Tieren in einer zusätzlichen Schale Grit anbieten um ein gutes Aufschließen der Nahrung zu ermöglichen. Der Zoofachhandel bietet zumeist ein Mischgritt an, auch hier bitte wieder vorher wässern, da die zerkleinerten Muschelschalen sehr salzhaltig sind.

Zur Kontrolle müssen leere Hülsen täglich abgeblasen und durch frisches Futter er- setzt werden.

Um einer gefährlichen Schilddrüsenvergrößung vorzubeugen, sollte ein Mar- kenfuttermittel verfüttert werden, das den für Wellensittiche erforderlichen Jodbedarf abdeckt.

Frisches, sauberes Wasser muss immer zur Verfügung stehen.

 

Was fressen Kanarienvögel?

Kanarienvögel sind Körnerfresser; man erhält im Handel sehr gute Körnermischun- gen für Kanarienvögel mit den notwendigen Proteinen. Um zu sehen, wie viel der täglichen Ration die Vögel gefressen haben, sollte man täglich die übrig gebliebenen Hülsen im Futternapf vorsichtig wegblasen.

Das Körnerfutter muss durch ein Stück Apfel, gut abgewaschenen Salat, Endivien, Birne, Banane oder Weintrauben ergänzt werden. Für die Gesundheit des Vogels ist es wichtig, das Grünfutter gut zu waschen, bevor man es verfüttert.

Nicht vergessen darf man, den Vögeln Grit (ein käufliches Gemisch aus Kies- und Muschelgrus) bzw. Muschelsand auf den Boden des Käfigs zu geben, weil es zur Verdauung notwendig ist.

Auch ein Stück Tintenfisch-Schulp, der Kalk enthält, und an dem die Vögel ihren Schnabel wetzen können, muss immer vorhanden sein.

Das Trink- und Badewasser muss täglich ausgewechselt werden.

 

Die Mauser

 

Der jährliche Wechsel der Federn und des Flaums, Mauser genannt, findet in den Monaten August oder September statt.

Während das Ausfallen der Federn sehr rasch erfolgt, dauert das Nachwachsen etwa 6 Wochen. In dieser Zeit braucht der Vogel Ruhe und darf keiner Zugluft ausgesetzt werden.

 

Krankheiten


Anzeichen einer Erkrankung des Vogels sind

- Änderung seiner Stimme und seines Verhaltens

- struppiges Federkleid (außerhalb der Mauser)

- Appetitverlust

- Nachlassen der Lebhaftigkeit

- Seitwärtsdrehen des Kopfes und häufiges Verbergen des Kopfes unter dem Flügel.

Der Vogel kann auch von Ungeziefer z. B. der roten Vogelmilbe, den Federungen, Hautmilben und Kalkbeinmilben befallen werden.

Bei starkem Milbenbefall magern die Vögel ab; mit speziellen Mitteln können sie von dem Ungeziefer befreit werden. Bei Krankheitsanzeichen ist es auf jeden Fall besser, sofort den Tierarzt aufzusuchen, als selbst am Vogel herumzudoktern.

Viele Vogelkrankheiten können vermieden werden, wenn der Käfig sehr sauber gehalten wird, nicht in der Zugluft steht und die Vögel eine richtige Ernährung und rücksichtsvolle Behandlung erfahren.